Inszenierte Authentizität als neue Kernaufgabe der PR?
Die Blogs von Walther’sObstsäfte,
Daimler und Otto erfreuen sich
einer großen Community und einer regen Beteiligung. Sie verdeutlichen, wie
Blogs als erfolgreiches Instrument der Unternehmenskommunikation eingesetzt
werden können. Viele Unternehmen folgen dem Trend. Der erwartete Erfolg bleibt
häufig aus.
Unter
den 100 beliebtesten Blogs in Deutschland befinden sich nur zwei Corporate Blogs.
Fehlende Kommentare, eine geringe Vernetzung und eine geringe Anzahl
regelmäßiger Leser sind Merkmale vieler Unternehmensblogs.
Die
Begründung ist einfach: Ein guter Blog erfordert ein Umdenken in der
strategischen Unternehmenskommunikation. Der Faktor „Vertrauen aufbauen“ gewinnt
an Bedeutung. Nicht zum Produkt oder zur Dienstleistung, sondern zu Menschen, die
mit individuellen Werten, hinter dem Unternehmen stehen. In Zeiten, in denen Konsumenten
Corporate Social Responsibility, Nachhaltigkeit und Transparenz von Unternehmen
erwarten, muss PR eine offene, authentische Kommunikation leisten, vor allem im
Onlinebereich. Makellose PR-Texte haben schlechte Chancen, um den Erfolg des
Unternehmens voranzutreiben.
Authentizität statt Hochglanzbilder
und Corporate Wording
Wer
einen Blog führt, sollte nicht zu „glatt“ kommunizieren. So wird schnell aus
einem Blog ein werbliches Online-Magazin – die Grenzen sind fließend, wie der Otto-Blog zeigt. Hochglanzbilder,
professionelle Videos, offensichtliche Werbung und von der PR-Abteilung
verfasste Texte haben nichts in einem Blog verloren.
Damit
ein Blog seine Zielgruppe erreicht, müssen Beiträge authentisch sein. Die
Herausforderung für PR-Verantwortliche liegt darin, möglich viel
Professionalität in die Planung zu geben, die der Leser allerdings nicht
offensichtlich erkennt.
Dialog auf Augenhöhe
Beim
Bloggen geht es darum, einen Austausch herzustellen. Dafür sind echte Menschen
erforderlich und keine anonymen Aussagen, die vom CEO stammen und von der Presseabteilung
rein gezeichnet wurden. Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Blog, ist
die Verankerung einer offenen Kommunikation. Eine ehrliche Kommunikation sollte
nicht nur hierarchieübergreifend geduldet,
sondern auch gefördert werden. Ein interessantes Beispiel liefert der Frosta-Blog.
Geplante Flexibilität
Blogs
leben von Aktualität. Ein Redaktionsplan ist dennoch unumgänglich. Wie in der
klassischen PR-Konzeption sollten Zielgruppen, Ziele und Kernbotschaften bestimmt
werden, um für die Zielgruppe interessante Themenfelder festzulegen; Zum
Beispiel über Ausbildungsmöglichkeiten oder Praktikumserfahrungen
(Stichwort: Employer Branding), Servicethemen, wie im Blog vom Rechtsanwalt Schwenke
– oder Themen mit Unterhaltungswert, die dazu aufrufen, die Community aktiv zu beteiligen.
Da
ein Blog vom Dialog lebt, ergeben sich schnell Themen, die nicht im
Redaktionsplan auftauchen. Blogs erfordern ein hohes Maß an geplanter Flexibilität.
Hypertext,
Interaktivität, Multimedialität
Die
Vernetzung mit anderen Bloggern, z.B. durch Hyperlinks und Blogrolls ist zum
einen für das google-Ranking wichtig, zum anderen erfüllt die Vernetzung per se
eine wesentliche Funktion des Bloggens. Ebenso sollten Blogs multimedial
aufgebaut werden. Nicht nur Text, sondern Videos und Podacsts machen einen Blog
interessant, so beispielsweise der Blog des Do-it-Yourself-Verkaufportal DAWanda. Vor allem wenn User Inhalte selbst
erstellen können. Die Interaktion, beispielsweise durch Wissenstests, Umfragen,
Gewinnspiele, Videowettbewerbe, Aufrufe zum Kommentieren, stellt einen
wichtigen Erfolgsfaktor für Blogs dar. Ein gutes Beispiel liefert der Saftblog
- Kunden werden aufgefordert, eigene Videos bereitzustellen und sogar eigene
Werbung für Walther's Saft zu produzieren.